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Rendite-Report vom 7. Mai 2025


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Formiert sich ein neuer Öl-Gigant?

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

wenn Sie demnächst in London unterwegs sind, lohnt sich ein Spaziergang durch das Herz der Stadt: Starten Sie an der York Road in der Nähe des berühmten London Eye, überqueren Sie die Themse und schlendern Sie weiter zum St. James’s Square, nicht weit vom Buckingham Palace entfernt. Eine Strecke von etwa 30 Minuten – ein Katzensprung in der Metropole an der Themse.

 

Shell und BP – Bald unter einem Dach?

 

Doch dieser Weg könnte auch sinnbildlich für eine viel größere Bewegung stehen. Denn an der York Road hat Shell seinen Hauptsitz, während BP am St. James’s Square residiert. Die geografische Nähe der beiden Ölriesen ist plötzlich von besonderem Interesse: Laut einem Bericht der Nachrichten-Agentur Bloomberg prüft Shell derzeit, ob eine Übernahme von BP möglich wäre. Die Gespräche sollen sich allerdings noch in einem sehr frühen Stadium befinden, eine Entscheidung sei keineswegs gefallen.

 

Statt eines Mega-Deals könnte Shell sich ebenso gut für Aktienrückkäufe oder kleinere Zukäufe entscheiden. Dennoch – der Gedanke ist nun in der Welt. Ein möglicher Knackpunkt: der Preis. BP erscheint Shell derzeit noch zu teuer, diese Äußerung könnte allerdings schon Teil des Preis-Pokers sein. Shell ist gemessen an der Marktkapitalisierung rund 3-mal so groß wie der kleinere Konkurrent BP. Eine Übernahme wäre zwar eine große Herausforderung, die jedoch durchaus im Bereich des Machbaren läge.

 

Die Shell-Aktie (in GBP) befindet sich seit 2023 in einem volatilen Seitwärtstrend, der von großen Kursbewegungen geprägt ist.

 

Doch warum gelangt eine so heikle Information überhaupt an die Öffentlichkeit? Es wäre nicht das erste Mal, dass Unternehmen gezielt Informationen lancieren, um ein mögliches Vorhaben auf seine Marktwirkung hin zu testen – ohne sich gleich festzulegen.

 

Taktisches Durchstechen?

 

So lässt sich ausloten, wie Investoren, Wettbewerber und Behörden reagieren könnten. Zudem erhöht dies den Druck auf das BP-Management, das bereits durch den aktivistischen Großinvestor Elliott Management unter besonderer Beobachtung steht. Ein solcher Vorstoß könnte auch mögliche Konkurrenz wie Chevron oder ExxonMobil abschrecken.


Nicht zuletzt könnten Shells eigene Aktionäre und Mitarbeiter so frühzeitig auf eine mögliche Großfusion eingestimmt werden. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass das Leck unbeabsichtigt war. So oder so: Die Karten bei Big Oil könnten neu gemischt werden – und BP steht dabei offenbar im Zentrum des Geschehens.

 

Die BP-Aktie (in GBP) befindet sich im Abwärtstrend. Alleine seit Anfang April gab der Kurs in der Spitze um rund 25 Prozent nach.

 

Der Zeitpunkt des Durchstechens des Kaufinteresses von Shell an BP kommt zu einer Zeit, in welcher der Öl-Markt vor großen Herausforderungen steht. Russland exportiert wieder mehr Öl, Donald Trump droht Käufern von iranischem Öl mit Sekundär-Sanktionen. Von der OPEC+ kommt laut Reuters die Nachricht, dass auch im Juni eine deutliche Produktionsausweitung bevorstehen könnte. Bereits im Mai war eine Produktionsausweitung beschlossen worden. Ein höheres Angebot in einer Zeit, in der die USA mit rezessiven Tendenzen kämpfen und auch die chinesische Wirtschaft durch die Trump-Zölle gebremst wird, spricht für einen weiteren Rückgang beim Öl-Preis.

 

Mit dem Rückfall an die 60 US-Dollar-Marke notiert der Preis für ein Barrel der Marke Brent Rohöl so tief wie seit 4 Jahren nicht mehr.

 

Sollte der Rohöl-Preis weiter sinken, käme dies den Plänen von Shell entgegen, denn die BP-Aktie würde wahrscheinlich noch stärker unter Druck geraten. Schon jetzt hat dies zu einem Rückgang der Gewinne und einem Anstieg der Verschuldung geführt. Im 1. Quartal 2025 stieg die Nettoverschuldung von BP um 4 auf 27 Mrd. US-Dollar, was die finanzielle Lage des Unternehmens belastet. Analysten schätzen diesen unternehmensweiten Break-even-Preis auf etwa 50 US-Dollar pro Barrel. Sollte der Öl-Preis unter diese Marke rutschen, wäre dies für BP eine riesige Herausforderung, die den Aktienkurs wahrscheinlich deutlich unter Druck setzen würde.



Mein Fazit

 

Der Zeitpunkt der durchgesickerten Informationen wirkt alles andere als zufällig: Inmitten geopolitischer Spannungen, eines volatilen Ölpreis-Umfelds und wirtschaftlicher Unsicherheiten könnte Shell gezielt sondieren, wie Marktteilnehmer auf eine mögliche BP-Übernahme reagieren. Ein niedriger Öl-Preis spielt Shell dabei strategisch in die Karten – nicht nur durch günstigere Bedingungen für einen Kauf, sondern auch durch die zunehmende finanzielle Belastung auf Seiten von BP.

 

Ob es tatsächlich zu einem Mega-Merger in der Öl-Branche kommen wird, ist freilich noch offen. Dennoch: In der Branche könnte etwas ins Rollen geraten, und Shell scheint sich geschickt in Stellung zu bringen, um die künftige Struktur des Öl-Marktes mitzugestalten. Sollte BP von Shell übernommen werden, würde ein Konzern entstehen, der sich vor den US-Ölgiganten wie ExxonMobil und Chevron nicht verstecken müsste. Auch wenn Exxon als globale Nr.1 weiterhin unangefochten bleibt, wäre das neue Unternehmen einer der wenigen echten globalen Multi-Energie-Konzerne mit umfassender technischer, finanzieller und geopolitischer Reichweite. Ich behalte die Entwicklung jedenfalls genau im Blick!

 

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte:

Der Autor ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Kommentars in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten investiert: ExxonMobil. Die Informationen in diesem Newsletter stellen keine Empfehlungen im Sinne des Wertpapierhandelsgesetzes dar.



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Herzliche Grüße und bis kommende Woche
Dein Lars

 
 

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