Liebe Leserin, lieber Leser,
kurzer Hinweis vorab: Der heutige Report entstand in Zusammenarbeit mit unserem werten Kollegen Armin Brack von den „Gewinner-Aktien“.
Viel Spaß beim Lesen...

Hedgefonds-Milliardär baut neue Berkshire Hathaway – Jetzt 33% günstiger kaufen als Bill Ackman?
Berkshire Hathaway ist der Inbegriff für Unternehmenserfolg, jedenfalls seit Warren Buffett das Unternehmen 1964 übernommen und es in seine private Vermögensverwaltung umgewandelt hat.
Der S&P 500 Index hat seitdem rund 39.000 Prozent zugelegt, aber die Berkshire-Aktie um 5,5 Millionen Prozent!
Kein Wunder, dass Warren Buffett als der beste Investor aller Zeiten gilt.
Dabei nutzt er nur eine Handvoll Prinzipien, denen er aber unbedingt treu bleibt. Im Grunde genommen kann das jeder Anleger auch, aber kaum einer macht es wirklich nach.
Weil Buffetts Prinzipien zu einfach klingen und keine schnellen und großen Gewinne in kurzer Zeit versprechen. Aber das wollen wir alle: möglichst schnell möglichst reich werden.
Und scheitern dabei.
Buffett hat immer versucht, langsam reich zu werden, aber eben sicher. Er hat die dümmsten Fehler vermieden und so haben viele durchschnittlich erfolgreiche Entscheidungen am Ende zu einem außergewöhnlichen Ergebnis geführt. Und natürlich einige wirklich grenzgeniale Deals.
5,5 Millionen Prozent!
Aber um Buffett geht es heute gar nicht, jedenfalls nicht in erster Linie. Heute geht es im weiteren Sinne um einen „Enkeltrick“.
Bill Ackman gehört zur Enkelgeneration von Buffett. Und Ackman hat selbst schon vor vielen Jahren als Investor Starruhm erlangt. Dabei nutzt er viele von Buffetts Prinzipien und ist dabei sehr erfolgreich. Meistens jedenfalls.
Quelle: https://image.cnbcfm.com/api/v1/image/104823205-20171106-4350-2511.jpg?v=1668467774
Doch während Buffett ein eher zurückhaltender Mensch ist, der den Managern seiner Unternehmen viel Vertrauen entgegenbringt und ihnen möglichst viel Leine gibt, ist Ackman ein sogenannter „aktivistischer“ Investor. Er kauft sich in Unternehmen ein und dann rüpelt er lautstark gegen das Management los, um Änderungen zu erzwingen und so von ihm vermutete stille Reserven zu heben oder eine Unterbewertung durch die Börse zu beseitigen.
Interessant ist das für uns als Anleger deshalb, weil Ackman seinen Investment Case gerne öffentlich macht – natürlich nachdem er sich vorher massiv eingekauft hat. Er breitet dann seine Schatzkarte aus und hofft, dass viele Leute seiner Spur folgen und den Kurs seiner neuen Liebschaft hochtreiben.
Aber es geht ihm nicht unbedingt um schnelle Kursgewinne, sondern er ist bereit, sich für viele Jahre in Unternehmen zu engagieren, solange sein Plan eine Chance auf Verwirklichung hat. Und oftmals winken im Erfolgsfall enorme Profite.
Und nun hat Ackman die Kontrolle über ein Unternehmen übernommen, das er in eine „moderne Berkshire Hathaway“ verwandeln will. Das klingt erstmal nach Größenwahn und so gerne wir das erleben wollen, müssen wir erstmal einen kleinen Realitätscheck vornehmen.
Das Valeant-Desaster
Valeant Pharmaceuticals war vor zehn, fünfzehn Jahren ein Star, ein echter Börsenhighflyer.
Das Geschäftsmodell der Kanadier war bestechend einfach: Valeant kaufte die Rechte an Medikamenten, deren Patentschutz schon lange ausgelaufen war, die aber für die Patienten lebensnotwendig waren. Meistens handelte es sich um Nischenkrankheiten mit nur wenigen tausend Patienten weltweit.
Ihre Preise waren dem entsprechend niedrig, so dass es meistens nur noch einen Hersteller gab, weil sich die Produktion nicht mehr rentierte.
Und doch war genau das Valeants Zauberformel: man kaufte die Rechte billig ein und anschließend erhöhte man die Preise drastisch. Das konnte auch schon mal eine Verzehnfachung sein.
Die Patienten, die auf das Medikament zwingend angewiesen waren, mussten die hohen Preise bezahlen – und mangels Alternativen konnten sie auch nicht auf ein anderes Präparat wechseln.
Valeant hat Patientenabzocke zum Geschäftsmodell erhoben und Milliarden daran verdient.
Und Bill Ackman ist relativ früh hier eingestiegen und hat bei steigenden Kursen immer mehr Valeant-Aktien gekauft. Auch das trieb natürlich den Kurs weiter an.
Er ging sogar so weit, Valeant als „die Berkshire der Pharmabranche“ zu bezeichnen.
Quelle: Reuters
Er ging sogar so weit, Valeant als „die Berkshire der Pharmabranche“ zu bezeichnen.
Vermutlich war das genau der Kipppunkt, an dem das Kartenhaus in sich zusammenstürzte.
Die öffentliche Empörung über das Abzocken der Patienten erreichte die Politik und es gab sowohl in Kanada wie auch in den USA Parlamentsanhörungen und Untersuchungsausschüsse. Von Patientenklagen ganz zu schweigen.
Valeant musste Preiserhöhungen zurücknehmen, es tauchten Unregelmäßigkeiten in den Büchern auf und es schlossen sich viele Aktionärsklagen an. Aktionäre fühlten sich vom Unternehmen getäuscht.
Anfangs witterte Ackman im abstürzenden Aktienkurs eine große Chance und kaufte munter immer mehr Aktien. Statt der 260 US-Dollar auf dem Top bezahlte er viel weniger und machte Valeant zur größten Position in seinem Hedgefonds Pershing Square.
Aber der Kurs fiel weiter und implodierte geradezu. Das Tief sah er dann bei 15 US-Dollar, als fast 95% unter seinem Allzeithoch.
Und Ackman hatte Milliarden versenkt.
Valeant hat seine Geschäftspraktiken geändert und sich anschließend überwiegend auf das Geschäft konzentriert, aus dem auch sein neuer Name stammte: Bausch & Lomb.
Quelle: Bloomberg (Chart: September bis November 2015)
Und Ackman hat seine Wunden geleckt und aus seinem Fehler viel gelernt. Die entscheidende Lehre ist dabei, dass es normal ist, auch mal falsch zu liegen. Aber wenn man das erkennt, muss man seine Position konsequent liquidieren! Das hat er seitdem bereits mehrfach gemacht.
„The Battle of Billionaires“
Etwa zur selben Zeit hat sich Bill Ackman mit seinem einstigen Mentor, der Börsenlegende Carl Icahn, angelegt. Zentraler Streitpunkt war das Unternehmen „Herbalife“.
Carl Icahn hatte sich milliardenschwer eingekauft und wurde anschließend öffentlichkeitswirksam von Ackman torpediert.
Ackman bezeichnete Herbalife als Betrug und Schneeballsystem und starte eine große Shortwette gegen das Unternehmen – und damit gegen Icahn.
Quelle: CNBC | Icahn links im Bild
Beide haben sich über Jahre gegenseitig mit Beschimpfungen überzogen und am Ende musste sich Ackman geschlagen geben. Er verbuchte erhebliche Verluste, während Carl Icahn dick abgesahnt hat. Auch, weil er mit fortgesetzten weiteren Aktienkäufen den Kurs hochhielt, während Ackmans Shortwette immer verlustreicher wurde.
Der Lack war ab
Damit hatte Ackman innerhalb kurzer Zeit zwei enorme Schlappen eingefahren und den Investoren seines Hedgefonds Pershing Square Milliardenverluste eingebrockt.
Anschließend wurde es ruhiger um ihn. Und er nutzte die Zeit, um sich neu zu positionieren.
Und was könnte erfolgversprechender sein, als es Warren Buffett und seinem vor anderthalb Jahren verstorbenen legendären Co-Vorsitzenden Charlie Munger nachzumachen?
Ackman konzentriert sich in den letzten Jahren auf Qualitätsunternehmen. Er sucht nach starken Geschäftsmodellen und investiert dort langfristig.
Das hindert ihn nicht, Chancen zu ergreifen, wenn sie sich ihm bieten. Und in der Coronaphase gelang ihm damit ein spektakuläres Comeback!
Dabei hat er nicht etwa seine Aktien verkauft, sondern sein Depot mit Shortpositionen kräftig abgesichert. Und damit verdiente er in wenigen Wochen knapp 2 Mrd. US-Dollar.
Doch damit nicht genug: er stellte seine Shorts glatt und stockte anschließend mit dem Geld seine Aktienpositionen bei ausgebombten Kursen auf.
Es war der perfekte Deal und Ackmans Wiederauferstehung als Star-Investor!
Ackman: Corona-Hedge (Quelle: Dow Jones Market Data Group)
Ackman auf Buffetts Spuren
Ackman orientiert sich als Investor heute noch stärker an Buffett als früher und will dessen Erfolgsmodell auch in anderen Bereichen kopieren.
Buffett sagte vor einem Jahr während der Berkshire Hauptversammlung, sein Leben sei das Ergebnis des Zinseszinseffekts. Die Amerikaner nennen dies „Compounding“.
Es ist eine simple Methode: man erzielt positive Cashflows und investiert diese wieder ins Geschäft. Das funktioniert in einem Unternehmen ebenso wie bei Geldanlagen. Und Buffett hat es perfektioniert.
Berkshire ist vor allem bekannt für sein Aktienportfolio und Buffetts Veränderungen an Apple, oder Coca-Cola oder American Express finden große Aufmerksamkeit. Viel mehr Geld hat Berkshire aber in nicht-börsennotierte Unternehmen investiert, wie Duracell, Fruit of the Loom, BNSF. Und schon sehr früh in Versicherungsgesellschaften.
Der Clou an einer Versicherungsgesellschaft ist der „Float“. Sie nimmt von den Versicherten regelmäßig Beitragsprämien ein und sammelt diese so lange an, bis die Versicherungssumme fällig wird. Dazwischen liegen oft Jahre oder Jahrzehnte. Und in dieser Zeit kann die Versicherung das Geld für sich selbst investieren.
Berkshire hat mehrere Versicherungsgesellschaften gekauft und der Float dieser Tochterunternehmen steht Buffett für seine Investments zur Verfügung.
Im Grunde hat er sich damit einen zinslosen und sich immer weiter erhöhenden Kredit gesichert und damit einen gewaltigen Hebeleffekt erzielt.
Charlie Munger hat es mal so auf den Punkt gebracht: "Wenn man einen Float (…) zu 3% erwirtschaften und in Unternehmen investieren kann, die 13% erwirtschaften, ist das ein ziemlich gutes Geschäft."
Das Prinzip hat nicht Buffett entdeckt oder Charlie Munger, sondern Buffetts Lehrer und Mentor Benjamin Graham. Der nutzte es in seiner eigenen Investmentfirma und dort arbeitete Buffett viele Jahre – und kam auf den Geschmack.
Und Ackman nun auch. Denn er hat sein Auge auf ein Unternehmen geworfen, dass einen stetigen Float verspricht, den es in nächster Zeit immer weniger für sein operatives Geschäft benötigt. Und anstatt dieses Geld in Dividenden oder Aktienrückkäufe zu stecken, will Ackman es in Unternehmen investieren. Und so eine „moderne Berkshire Hathaway“ erschaffen.
Das Großartige für Anleger ist, dass dieses Unternehmen bereits an der Börse notiert ist und daher jeder Interessierte schon frühzeitig an Bord kommen kann. Er muss nur Ackmans Traum für bare Münze nehmen und viel Geduld mitbringen.
Also schauen wir mal genauer hin, ob sich das wirklich auszahlen könnte...
Howard Hughes Holdings
Howard Hughes Holdings ist ein US-amerikanischer Immobilienentwickler – mit einer durchaus wechselhaften Vergangenheit. Falls dem einen oder anderen von euch der Name „Howard Hughes“ irgendwie bekannt vorkommt:
Hughes ist eine Art legendärer Grundstücksinvestor, 1905 geboren. 2004 erschien der Film Aviator mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle. Darin wird das Leben (und Sterben) von Hughes dargestellt, der 1976 bei einem medizinischen Evakuierungsflug über Texas gestorben ist.
Quelle: Paramount Pictures
Howard Hughes selber war zweifellos eine der schillerndsten, exzentrischsten und zugleich widersprüchlichsten Figuren des 20. Jahrhunderts - ein echtes amerikanisches Phänomen!
Quelle: Hulton Archive | Getty Images
Deutlich weniger schillernd war aber in den vergangenen Jahren die nach ihm benannte Aktiengesellschaft. Der Kurs entwickelte sich über die letzten Jahre unter Schwankungen seitwärts mit Tendenz nach unten:
Hier der Allzeit-Chart seit 2011: Unter dem Strich gab es seit 12 Jahren keine Kursgewinne mehr. Dividenden werden auch keine bezahlt, weil der Kapitalbedarf relativ hoch ist. Es gab ein kleineres Spin-off, das die Rendite für die Altaktionäre etwas aufgebessert hat. Aber unter dem Strich ist die Kursentwicklung klar enttäuschend – erst recht im Vergleich zur Performance des S&P 500 oder eben von Berkshire Hathaway.
Quelle: www.tradingview.com
Dabei ist das Geschäftsmodell, wie es bisher verfolgt wird, eigentlich schon spannend.
Hughes entwickelt Master Planned Communities. Quasi am Reißbrett geplante abgeschottete Stadteile mit bis zu 120.000 Einwohnern. Entstanden aus dem Nichts bzw. eben auf dem Boden der riesigen Ländereien, die Hughes damals erworben hatte.
So in der Art sehen die aus:
Quelle: Wirestock | iStock via Getty Images
Auf dem Bild zu sehen ist Ward Village in Honolulu, Hawaii. Ein 60 Hektar großes Küstenviertel, wo vor allem Eigentumswohnungen in riesigen Wolkenkratzern verkauft werden, so genannte Condominiums:
Quelle: Howard Hughes Holdings
Aber das ist nur ein Beispiel. Es gibt darüber hinaus noch folgende Großprojekte:
Quelle: Howard Hughes Holdings
The Woodlands und Bridgeland in der Nähe von Houston/Texas, also in dem Gebiet, in dem Hughes damals in der Luft gestorben ist, Summerlin in der Nähe von Las Vegas und Teravalis westlich von Phoenix, Arizona.
Neben Wohnungen und Häusern gibt es dort Bürogebäude, Geschäfte und Einkaufszentren, Freizeit- und Naherholungsgebiete, Sportareale, Schulen und Krankenhäuser. Viele Projekte werden von externen Investoren errichtet, Howard Hughes behält aber auch viele Gebäude und Grundstücke selbst.
Man erzielt also einmalige Verkaufserlöse, aber auch stetige Mieteinnahmen.
Der Cashflow floss immer wieder zurück ins Business.
Eigentlich funktioniert der Plan, denn das so genannte operative Nettoeinkommen, hier als NOI bezeichnet, ist über die vergangenen 13 Jahre mit einer jährlichen Rate von 12% gewachsen:
Quelle: Howard Hughes
Auch der Wert der Häuser ist stark gestiegen.
Das Problem: Der Buchwert von Howard Hughes Holdings ist zwar auch gestiegen, aber nur relativ moderat:
Quelle: SeekingAlpha
Ich habe euch die Entwicklung in den letzten 10 Jahren unten gelb umrandet. Der Buchwert ist von 2,36 Mrd. US-Dollar in 2015 auf 2,85 Mrd. US-Dollar Ende 2024 gestiegen. Das entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von eher moderaten 3,55%.
Eines der „Opfer“, in Anführungszeichen, dieser schwachen Performance war auch Bill Ackman. Denn der ist über seinen Hedgefonds Pershing Square bereits im Jahr 2010 bei Howard Hughes Holdings eingestiegen, also unmittelbar nach dem das Unternehmen von einem damals insolventen US-Einkaufszentren-Betreiber abgespalten worden und dann selbst börsennotiert war.
Eines der „Opfer“, in Anführungszeichen, dieser schwachen Performance war auch Bill Ackman. Denn der ist über seinen Hedgefonds Pershing Square bereits im Jahr 2010 bei Howard Hughes Holdings eingestiegen, also unmittelbar nach dem das Unternehmen von einem damals insolventen US-Einkaufszentren-Betreiber abgespalten worden und dann selbst börsennotiert war.
Heißt: Ackman kennt die Aktie in- und auswendig. Deshalb weiß er auch:
Howard Hughes ist an dem Punkt angelangt, wo das Unternehmen operativ weniger Geld benötigt als an Cashflow in die Kassen gespült wird. Heißt, es ist überschüssiges Cash vorhanden, das Ackman gerne investieren möchte.
Und Ackman denkt, dass er durch ein neues Geschäftsmodell und die Einbringung seiner Person einen weiteren Malus von Howard Hughes beseitigen kann:
Die Firma war nämlich nicht nur bei den Aktionären unbeliebt, sondern auch bei den Kreditgebern. Deshalb musste Howard Hughes Holdings immer relativ hohe Kreditzinsen bezahlen, was sich wiederum negativ auf die Profitabilität ausgewirkt hat bzw. das Management auch teilweise gezwungen hat, neue Aktien auszugeben.
Und hier kommt nun die zweite Idee von Ackman ins Spiel: Er will einen Versicherer entweder kaufen oder von Grund auf neu aufbauen, um sich dann dessen Float zu sichern – das Erfolgsrezept von Warren Buffett.
Allerdings nicht nur von ihm. Denn nach Graham in den 1950er Jahren und Buffett in den 1970ern haben das inzwischen schon viele andere Investoren gemacht:
Prem Watsa schon vor Jahrzehnten mit der kanadischen Fairfax. Und in den letzten Jahren sind viele Finanzinvestoren auf den Zug aufgesprungen. Denen stellen ihre Investoren Geld zum Investieren zur Verfügung, allerdings zumeist für sieben bis acht Jahre. Der Versicherungsfloat sichert das Kapital bis zu 30 Jahre und ermöglicht so ganz andere Investments, bei denen es nicht um schnelle Gewinnmaximierung gehen muss.
Ob Blackstone, Apollo oder KKR – sie alle haben in den letzten Jahren Versicherungsunternehmen gekauft, um sich Zugriff auf deren Float zu sichern.
Ackman kommt also spät und attraktive Versicherungsunternehmen sind umschwärmt. Das treibt den Preis in die Höhe. Vielleicht liebäugelt er auch deshalb mit einer Neugründung – denn der Float aus der Immobilientochter fließt ja bereits. Und Ackman rechnet hier perspektivisch mit 350 Mio. US-Dollar pro Jahr.
Aber es gibt noch einen wichtigen Unterschied, der die Howard Hughes-Aktie interessant macht:
Berkshire wird momentan mit 1,08 Bio. US-Dollar bewertet.
Bei KKR sind es immerhin 115 Milliarden.
Aber Howard Hughes Holdings ist der Börse momentan nur etwas mehr als 4 Mrd. US-Dollar wert.
Quelle: ChatGPT
Der grüne Balken von Howard Hughes ist im Vergleich so winzig, dass er kaum erkennbar ist.
Und das hat einen gewaltigen Vorteil: Ackman kann damit auch in relativ kleine Firmen investieren – und damit trotzdem genug Rendite erzielen, dass es für die Aktionäre einen Unterschied macht. Wenn Buffett eine Firma für 50 Mio. US-Dollar kauft, die dann 3 Jahre später 100 Mio. US-Dollar wert ist, dann merkt man das beim Aktienkurs überhaupt nicht. Bei Howard Hughes schon.
Ackman sagte dann auch auf X:
Quelle: https://seekingalpha.com/article/4784306-howard-hughes-holdings-great-real-estate-at-bargain-prices-ackman-management-is-all-upside
Sein Fokus würde auf kleinen, privat gehaltenen Geschäften liegen, oder auch auf kleineren börsennotierten Firmen, die von der Wall Street quasi missachtet würden – und die bevorzugte Haltedauer sei für immer.
Dieses Konzept geht für mich wiederum in Richtung von Beteiligungsfirmen wie die kanadische Constellation Software oder neuerdings auch die deutsche Chapters Group. Die es z.B. unter anderem auf Firmen mit ungeklärter Nachfolgeregelung abgesehen haben – und damit sehr erfolgreich sind. Hier der Langfrist-Chart von Constellation Software:
Quelle: www.tradingview.com
Auch die neuere Chapters Group aus Deutschland ist mit einem ähnlichen Konzept sehr erfolgreich:
Quelle: www.tradingview.com
Aus meiner Sicht ist das, was Ackman hier vor hat, also eher eine Mischung aus den Geschäftsmodellen von Berkshire und denen kleinerer Compounder wie Constellation oder Chapters Group.
Was ich dabei spannend finde, ist einfach: Ackman ist ohne Zweifel ein sehr guter Investor. Die Frage ist: Welche Renditen sind möglich, wenn ein sehr guter Investor quasi „back to the roots“ geht und wieder in relativ kleine Firmen investieren kann. Ist es nicht denkbar, dass er da dann noch deutlich höhere Renditen erzielen kann als er das mit den 12 Mrd. US-Dollar schafft, die er aktuell bei Pershing Square unterbringen muss? Ich kann es mir gut vorstellen.
Die Howard Hughes-Aktie ist aktuell sehr günstig – Sie kostet 33% weniger als Ackman bezahlt hat
Aber bestimmt ist die Howard Hughes-Aktie angesichts dieser interessanten nun bereits deutlich gestiegen? Nein, das Gegenteil ist der Fall:
Ackman stuft den aktuellen Wert von Howard Hughes mit 100-115 Dollar ein und ist davon so überzeugt, dass er soeben über eine Kapitalerhöhung zu 100 US-Dollar ja Aktie satte 900 Mio. US-Dollar in das Unternehmen gepumpt hat.
Aktuell kostet die Aktie aber nur noch 66,64 US-Dollar. Das heißt, Anleger können mit einem Abschlag von ziemlich exakt einem Drittel in das Papier investieren:
Quelle: www.tradingview.com
Hat Ackman also einen großen Fehler gemacht? Möglich, aber Ackman ist – wie oben geschrieben - bereits seit 2010 in Howard Hughes investiert und kennt das Unternehmen in- und auswendig.
Er hat schon mehrmals versucht, die Firma zu übernehmen und musste nun so viel bezahlen, dass das Board of Directors von Hughes dem Deal zugestimmt hat – nach intensiven Verhandlungen.
Im Zuge dessen hat Ackman Anfang Mai durch eine Kapitalerhöhung seinen Anteil auf 46,9% ausgebaut und damit de facto die Kontrolle über das Unternehmen übernommen. Gleichzeitig hat er zugestimmt, seinen Anteil bei maximal 47% einzufrieren und seine Stimmrechte auf 40% zu beschränken.
Im Gegenzug erhält sein Hedgefonds Pershing Square drei Sitze im Board von Howard Hughes Holdings und Ackman wird dessen Vorsitzender.
Die Immobilientochter Howard Hughes Corp. bleibt unangetastet und soll genauso weitermachen wie bisher. Was sie an Überschüssen erwirtschaftet und nicht für ihr operatives Geschäft benötigt, fließt an die Mutter Howard Hughes Holdings.
Und dort wurde ein neuer Posten geschaffen: Ryan Israel wird der Chief Investment Officer.
Denselben Posten bekleidet er auch bei Pershing Square und das geschieht mit Absicht. Denn die nun in der Holding auflaufenden Finanzmittel sollen von dieser investiert werden. Und zwar in kleine und mittlere Unternehmen und auch börsennotierte Aktiengesellschaften.
Für seine Investmentdienstleistung und Personalüberlassung erhält Pershing Square eine Vergütung von – vereinfacht gesagt - 1,5% pro Jahr. Diese ist dabei an den Erfolg von Howard Hughes geknüpft und daher auch in dieser Höhe vertretbar.
Der stetige Cashflow aus der Immobilientochter steht der Mutter kostenlos zur Verfügung. Wie der „Float“ aus einer Versicherung – siehe oben.
Lohnt sich ein Investment?
Das klingt spannend und könnte wirklich zu einer „modernen Berkshire“ werden. Allerdings brauchen Bill Ackman und interessierte Anleger einen langen Atem.
Wer bereits heute in Howard Hughes Holdings investiert, kauft sich erstmal nur in ein Immobilienunternehmen ein. Allerdings eines mit interessanten Perspektiven.
Die Zahlen zum 1. Quartal waren recht ansprechend:
- Der Umsatz wurde im Vergleich zum Vorjahr um 27,4% auf 199,33 Mio. US-Dollar gesteigert.
- Der bereinigte operativer Cashflow lag bei 63 Mio. US-Dollar bzw. 1,27 je verwässerter Aktie.
- Das Nettobetriebsergebnis stieg im Jahresvergleich um 9% und erreichte mit 72 Mio. US-Dollar einen neuen Quartalsrekord.
- Das Vorsteuerergebnis der Master Planned Communities stieg auf 63 Mio. US-Dollar, angetrieben durch den Verkauf von weiteren 70 Wohngrundstücken zu einem Durchschnittspreis von 991.000 US-Dollar.
- Unterm Strich ergab sich ein Gewinn je Aktie von 0,21 US-Dollar.
- Und auch die Prognose für das Gesamtjahr 2025 wurden in allen Segmenten beibehalten mit einem mittleren bereinigten operativen Cashflow von 350 Mio. US-Dollar bzw. 7,00 US-Dollar je Aktie.
Den Kurs hat das nicht beeindruckt und so könnte man sagen, dass der Markt dem Braten nicht traut - noch nicht. Und da sind wir wieder beim Thema Geduld und langer Atem.
Mein Fazit
Ackmans neuer Plan, also seine Vision einer modernen Berkshire, findet sich bisher nicht in den Geschäftsergebnissen. Und es wird auch noch einige Zeit dauern, bis man von interessanten Investments in attraktive Unternehmen hören wird und damit Ackmans neuer fliegender Teppich auch nachvollziehbar Luft unter den Hintern bekommt.
Ackman kopiert seine Idee also von den Besten. Das bedeutet nicht, dass sein Plan funktioniert. Aber es gibt gute Beispiele, dass er aufgehen kann.
Sollte Ackmans Plan aufgehen und er aus Howard Hughes eine moderne Berkshire entwickeln können, dann winken in vielen Jahren vielleicht ähnliche Bewertungen wie bei Berkshire.
Allerdings hat Buffett dafür 60 Jahre benötigt. Das dürfte wohl für die meisten Anleger als Anlagehorizont zu weit weg sein.
Aber wenn man einfach seinen Blickwinkel verändert, also seine Perspektive, funktioniert’s vielleicht doch: wer an Ackman glaubt, kann sich die Aktien von Howard Hughes Holdings einfach ins Depot legen und dann den Ackman seine Arbeit machen lassen.
Nicht anpassen, nicht aufwecken, einfach in Ruhe lassen.
Genau so entfaltet das Compounding seine größte Wirkung, oder wie Einstein gesagt haben soll: der Zinseszins ist das achte Weltwunder. Und die (noch) geringe Größe von Howard Hughes ist dabei aus meiner Sicht eher ein Vorteil als ein Nachteil, weil Ackman in relativ kleine Unternehmen investieren kann, wo es häufiger Marktineffizienzen gibt.
Herzliche Grüße und bis kommende Woche
Dein Lars
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